Verhaltensauffälligkeiten

Komm mit in den ADHS Dschungel

2. März 2017

Ist ADHS eine Krankheit, eine Störung, eine Verhaltensauffälligkeit oder einfach nur eine Reaktion von überforderten Kindern? Hat uns die Pharmaindustrie allzulang eine große Lüge aufgetischt, der wir blind geglaubt haben? Kommt ADHS womöglich vom Impfen, von zuviel Medienkonsum oder von einem gesellschaftlichen (Bildungs-)Druck?

Ich frage mich grad ob ich des Wahnsinns bin, zu diesem extrem polarisierenden Thema etwas zu schreiben? Vermutlich ja.

Aber ich selbst habe zu diesem Thema immer als Ochs vor dem Berge gestanden, tausend verschiedene Meinungen gehört, mal selbst die eine oder die andere vertreten und bin mit viel gefährlichem Halbwissen herumspaziert. Ich würde zwar sagen, dass mein Wissen natürlich immer noch lange (!) nicht vollständig ist, aber ich habe viel dazu gelesen und nehme mich also nun tatsächlich diesem Thema an.

Vorweg sei gesagt, ich keine Ärztin, keine Psychologin und keine Hirnforscherin und schreibe hier keinen wissenschaftlichen Artikel.

Sondern bespreche mit euch, was ich über die beängstigend wachsende Zahl an Ritalin-Verordnungen denke, welche Gedanken andere dazu haben, was erforscht und vor allem nicht erforscht wurde und wie es mir als Pädagogin mit sogenannten ADHS Kindern geht. Und vor allem überlege ich – wie es den betroffenen Kindern wohl geht und wie wir gut miteinander umgehen können.

Ritalin – ja, nein? Dopaminmangel – ja, nein? Veranlagung oder Umwelt?

Los geht’s, folge mir in den Dschungel der vielen verschiedenen Auffassungen, Studien und viel Uneinheit, aber auch ein paar Fakten über ADHS.

ADHS Schriftzug

Die vier Buchstaben

ADHS wird als ein Krankheitsbild beschrieben, welches meistens im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert wird. Der zumeist verwendete Begriff ist Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitäts-Störung. Wenn das Merkmal der Hyperaktivität fehlt, spricht man von ADS.

Manch einer nennt es das „Zappelphilipp-Syndrom“ und es gibt die Bezeichnung Hyperkinetisches Syndrom des Kindesalters mit der Abkürzung HKS.

Soviel zum Äußeren, was steckt genau dahinter?

Die Kernsymptome

Menschen mit der Diagnose ADHS haben Probleme der Selbststeuerung. In diesen Bereichen treten Störungen auf:

♣ Aufmerksamkeit und Konzentration

♣ Hyperaktivität (Ausgeprägte körperliche Unruhe und starker Bewegungsdrang)

♣ Impulsivität und unüberlegtes Handeln

Die Diagnose folgt nach im ICD 10 (International Classification of Diseases) festgelegten Kriterien und wird von einem Arzt gemacht. Um die Diagnose ADHS stellen zu können, müssen mehrere der Symptome deutlich ausgeprägt sein, im Vorschulalter zum ersten Mal aufgetreten sein, über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten bestehen, in mehreren Lebensbereichen auftreten und von der altersgemäßen Entwicklung abweichen.

Hier sind wir nun schon bei einem sehr sehr wichtigen Stichwort:  altersgemäße Entwicklung.

In den verschiedenen Entwicklungsstufen gibt es sehr viele Phasen, vor allem in der Autonomiephase (Trotzphase), in der Kinder Wutanfälle bekommen, impulsiv und impulsgesteuert handeln. Völlig normal. Das weiß eigentlich jeder. Meine Erfahrung in der Kita hat mir gezeigt, dass dieses völlig entwicklungsgerechte und wichtige (und auch anstrengende, ja) Verhalten bei Kindern unterbunden und negativ bewertet wird. So entsteht schon oft zu so einem frühen Zeitpunkt eine Negativspirale für das Kind. Denn es bekommt keine Chance zu lernen mit allen Gefühlen, auch den „negativen“ Gefühlen umzugehen. Und ich habe es erlebt, dass diese Kinder dann sehr sehr früh aufgrund ihres „negativen Verhaltens“ die Diagnose ADHS gestellt bekommen haben.

Bevor wir also überhaupt ADHS in Erwägung ziehen, sollten wir IMMER IMMER im Blick haben, dass Kinder von Natur aus einen großen Bewegungsdrang und kürzere Konzentrationsspannen als Erwachsene haben und oft im Affekt handeln, also z.B. hauen bevor sie sich differenziert artikuliert verbal ausdrücken. 😉

Aber ich greife vorweg…

Modediagnose?

Sicher keine Diagnose die es zur Steinzeit gegeben hat, aber auch keine neumodische Erscheinung. Seit 1932 existiert die Bezeichnung Hyperkinetische Erkrankung des Kindesalters und seit 1987 wird diese „von der Norm abweichende“ Verhaltensweise, mit den oben beschriebenen Symptomen, bei Kindern als abgrenzbare Krankheit bezeichnet.

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Unfassbare Zahlen

Die Diagnose hat allerdings in den letzten 30 Jahren massiv zugenommen. Allein in den USA stieg die Zahl der behandlungsbedürftig eingeschätzten Kinder von unter eine Million im Jahr 1990 auf über zehn Millionen im Jahr 2000. Nach einem Arztreport von 2013 stieg in Deutschland die Zahl der diagnostizierten Fälle bei den unter 19-Jährigen zwischen 2006 und 2011 um 42 Prozent.

2011 wurde bei 620.000 Kinder und Jugendlichen in Deutschland die Diagnose ADHS gestellt, die überwiegende Mehrheit davon Jungen (472.000).  Aktuell sind die Zahlen wieder dezent (!) rückläufig.

In unserem Kulturkreis hat diese Verhaltensauffälligkeit also ein extremes Ausmaß angenommen.

Was ist da los?

Wie kann eine „Krankheit“ (nennen wir es erstmal weiterhin so) sich so ausbreiten? Ist es etwa ansteckend?

Und lässt mich zu der einen großen Frage kommen: Ist ADHS eine genetische Veranlagung oder ist das Verhalten der Kindern eine Reaktion auf eine veränderte Umwelt?

„Zumindest in einem Punkt sind sich noch alle einig: Kinder müssen nicht so zappelig sein, daß sie keine fünf Minuten stillsitzen können, so unaufmerksam, daß es ihnen unmöglich ist, sich auf eine Aufgabe, die man ihnen stellt, zu konzentrieren, und sie müssen auch nicht so wenig Selbstbeherrschung besitzen, daß sie außerstande sind, einen Impuls, der ihnen in den Kopf schießt, vorübergehend zu unterdrücken.“ sagt Gerald Hüther.

Es können aber scheinbar sehr viele Kinder (vor allem Schulkinder) nicht mehr… Und dafür muss es irgendwie Gründe geben.

Mittlerweile haben sich zwei Lager gebildet: Die eine Gruppe behauptet, das Umfeld, eine stark geprägte mediale Umwelt mit dauerhaften Eindrücken, überforderten Eltern und hohem Leistungsdruck in Kitas und Schulen ist der Grund für die motorische Unruhe und mangelnde Impulskontrolle.

Die andere Gruppe geht davon aus, dass das Problem eine biologische bzw. körperliche Ursache hat und dem auffälligen Verhalten ein fehlender Botenstoff im Gehirn zugrunde liegt. Dieses angeborene Defizit lässt sich somit nicht durch die Änderung äußerer Verhältnisse beheben, sondern durch die Gabe eines Medikamentes.

Schauen wir uns diese Varianten mal genauer an:

Genetische Ursache – fehlender Botenstoff im Gehirn

Als Ursache wird eine genetisch bedingte Stoffwechselstörung im Gehirn vermutet, die nicht genug von dem Botenstoff Dopamin freisetzt.*

Botenstoffe regeln den Informationsaustausch zwischen den Nervenzellen.

Dopamin ist in bestimmten Hirnabschnitten für folgendes zuständig: koordinierte Bewegung, emotionale Steuerung und zielgerichtete Aufmerksamkeit.**

Durch das fehlende Dopamin entsteht eine Reizoffenheit, so dass das Kind die Reize ungefiltert aufnimmt und sie nicht richtig verarbeiten kann. Das führt dann dazu, dass es ihm extrem schwer fällt, den Bewegungsdrang, die Gefühle und Aufmerksamkeit zu kontrollieren.**

Die Dopamin-These gerät ins Wanken

„Bis heute ist es noch immer nicht gelungen, das damals vermutete Dopamindefizit im Gehirn von Kindern mit ADHS zweifelsfrei nachzuweisen.“ so sagt Gerald Hüther. Er und viele andere haben daher seit einigen Jahren Zweifel an der Dopamin-These und stellen folglich die medikamentöse Behandlung stark in Frage.

Wie die Untersuchungen gemacht wurden, um die Dopamin Theorie zu erforschen und warum die Ergebnisse nun in Frage gestellt werden, ist komplex und ich verlinke ich euch Literatur bei der ihr das bei Interesse im Detail nachlesen könnt. Ich versuche es hier kurz zu umreißen.

1 Gehirn Zitat

Wir wissen durch die Hirnforschung der letzten Jahre, dass sich das Gehirn stetig verändern kann und unser Umfeld und unser Verhalten Einfluss auf die Entwicklung und die Struktur unseres Gehirns hat.

Die Untersuchungen die jahrelang für die ADHS Forschung gemacht wurden, wurden hauptsächlich an Schulkindern und Jugendlichen durchgeführt, nicht bei kleinen Kindern. Das bedeutet: Bei den betroffenen Kindern hat die Verhaltensstörung zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren Einfluss auf die Benutzung ihres Gehirns genommen.*

Stark vereinfacht gesagt, können die Veränderungen im Gehirn, die nachgewiesen wurden und auf den Dopamin-Mangel hinweisen sollen, auch lediglich darauf hinweisen, dass all diese Kinder aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeit das Gehirn anders benutzt haben.*  Durch die andere Benutzung sieht das Gehirn anders aus als das von Kindern, die keine Konzentrationsschwierigkeiten etc. haben.

Ein neues Denkmodell

Auf der Grundlage neuerer Befunde hat Hüther neu gedacht, was zur Ausbildung von ADHS führen kann.

Das Denkmodell leitet sich aus dem gegenwärtigen Erkenntnisstand der neurobiologischen ADHS-Forschung ab und berücksichtig aber zusätzlich die Entwicklungsbiologie sowie die Entwicklungspsychologie.

Es geht davon aus, dass es Kinder gibt, die bereits als Neugeborene  und in ihrer Kleinkindphase deutlich wacher, aufgeweckter, neugieriger und leichter stimulierbar sind als andere. Erst einmal wertneutral.

Und diesen Gedanken finde ich attraktiv. Das Kind bringt andere Vorraussetzungen mit: In unserer Kultur ist ein unruhiges, unkonzentriertes Kind etwas total defizitäres und negatives. Schon bei kleinen Kindern sehen wir das so. Wir können aber eine andere Haltung einnehmen und sehen: da hat ein Kind sehr viel Energie, es bekommt mehr mit als andere, es ist wissbegierig und neugierig, es reagiert leichter auf Impulse.

Warum das bei manchen Kindern so ist, bleibt offen. Denn wichtiger als diese mitgebracht besondere „Begabung“ ist das, was das Kind im weiteren Verlauf seiner Einwicklung daraus macht.

In unserer Welt

Aber leider laufen diese Kinder mit dieser besonderen Wachheit und Stimulierbarkeit in unserer Welt besonders Gefahr in einen Teufelskreis zu geraten: Da sie sie besonders unruhig und sehr leicht durch neue Anreize stimulierbar sind, wird ihr dopaminerges/antriebssteuerndes System immer besser entwickelt. Die axonalen Fortsätze (Nervenzellen) werden zu einem verstärktem Wachstum angeregt.

Weil sich dieses System immer besser entwickelt und somit auch wirkungsvoller arbeitet, werden die Kinder immer leichter durch alle möglichen neuartigen Reize stimuliert und angeregt.

Wird dieser Teufelskreis nicht durchbrochen wird das Kind auffällig werden durch seine enorme innere Unruhe und Antrieb, seine ständige Suche nach neuen Stimuli und somit durch seine Ablenkbarkeit und mangelnde Konzentrationsfähigkeit.*

1 ADHS Gehirn

Schwierigkeiten mit der Umwelt

Aus sich selbst heraus, ist ein solches Kind nicht im Stande diesen überstarken Antrieb zu kontrollieren. Es wird ständig herumzappeln und Neues entdecken. Zu diesem Zeitpunkt wird es schon Schwierigkeiten mit der Umwelt bekommen, da Spielpartner schwer damit umgehen können und auch Erzieher und Eltern sich häufig damit schwer tun. Im Gehirn wird durch dieses Verhalten die dafür verantwortlichen Nervenzellverschaltungen immer besser, stärker und effektiver ausgebaut. Die anderen, weniger intensiv genutzten neuralen Verschaltungen, die für Fokussierung der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle, werden weniger stark ausgebaut.*

Durch  sein Verhalten wird das Kind nun zunehmend in psychosoziale Konflikte geraten und wird folglich emotional verunsichert. Dies löst eine Stressreaktionen und dadurch eine vermehrte Ausschüttung von bestimmten Transmittern und Hormonen aus. Das Kind wird versuchen das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Wie macht es das? Durch zappeln, durch stören, durch weghören, durch neue Ablenkung, … Und nun werden auch wieder diejenigen neuronalen Verschaltungen und synaptischen Verbindungen im Gehirn stabilisiert. Ein Teufelskreis.*

An dieser Stelle wird häufig die Diagnose ADHS gestellt und Ritalin verordnet. …

Und an dieser Stelle machen wir einen kleinen Cut. Teil zwei kommt nächste Woche. Dort und in den folgenden Teilen geht es um das wohl umstrittenste Thema: Ritalin. Und: wieviel Einfluss die Umwelt hat, wie Schule mit der Diagnose bzw. mit Kindern mit diesen Symptomen umgehen kann, wie Aggression integriert werden sollte uvm. Teil drei findest du hier.


Literaturangaben:

* Buch von Gerald Hüther/ Helmut Bonney: Neues vom Zappelphilipp  (Neue Erkenntnisse aus der ADHS Forschung und Dopamin-kritische Aspekte vor allem auf den Seiten 54 – 70)

** Heft der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ADHS – was bedeutet das? Broschüre für PädagogInnen und Eltern 

ADHS Zahlen: Spiegel: Zahl der ADHS Diagnosen steiget rasant,  FAZ: Deutschland zappelt weniger

Artikel der Uni Würzburg: ADHS Durchaus ein gesellschaftliches Problem (Relativ kurzer, lesenswerter Artikel von zwei Professoren des Lehrstuhls für Pädagogik bei Verhaltensstörungen)

Interviews mit Sonderpädagogik-Professor Georg Feuser 

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3 Comments

  • Reply Carolina 22. April 2017 at 13:05

    Liebe Anna,

    Ich finde es auch sehr mutig von dir, über das Thema ADHS zu schreiben. Und ich finde es gleichzeitig auch wichtig und richtig, dass sich Erzieherinnen mit dem Thema auseinandersetzen. Danke dafür!

    Ich sehe aber auch eine Art Trend, dass sich heute Eltern, Lehrer oder Erzieher sogar teilweise in der Lage sehen, Kinder zu “diagnostizieren”. Oder im Gegensatz dazu, behaupten es gäbe diese Störung gar nicht. Beides ist nicht gut!

    In den letzten Jahren ist ein Hype um ADHS entstanden und man kann – vor allem, wenn man im Netz recherchiert – kaum noch durchblicken, was Fakten und was Fiktion ist.

    Ich selbst bin selbst und innerhalb der Familie mehrfach betroffen. Seit 10 Jahren befasse ich mich mit dem Thema und mir ist es ein großes Anliegen, dass aus dem Hype eine sachliche Diskussion wird.

    Allerdings ist es ein Kampf gegen Windmühlen,da in den Medien, sozialen Netzwerken und auch auf den ersten Seiten von Dr. Google eine sehr einseitige Meinung vorherrscht.

    An vorderster Front dafür verantwortlich ist Prof. Hüther. Ich verstehe es bis heute nicht, wie er es geschafft hat, zum “Guru” zu werden und die Menschen mit seinen einfachen “Weisheiten” derartig zu fesseln, dass sie ihm alles glauben.

    Herr Hüther hat nicht selbst zu ADHS geforscht. Viele seiner Kollegen bescheinigen, dass das, was er verbreitet nichts anderes ist, als seine persönliche Meinung. Jedoch nicht wissenschaftlich fundiert. Viele lassen sich von dem Prof. vor dem Namen und der Bezeichnung “Hirnforscher” beeindrucken. Er hat es sehr gut drauf sich zu präsentieren.

    Du siehst, ich halte von Hr. Hüther nicht allzuviel. Daher ist mir an deinem Beitrag aufgefallen, dass du dich praktisch allein auf seine Aussagen stützt.

    Da der Beitrag heißt “ADHS – Was jeder darüber wissen sollte”, würde ich gerne einiges ergänzen.

    Ich will ein paar Punkte herausgreifen.

    “Altersgemäße Entwicklung”
    ADHS ist viel mehr, als Impulsivität. Wenn ein Kind in einem bestimmten Alter häufig Wutanfälle kriegt und/oder einen starken Bewegungsdrang hat, dann ist das normal. Da stimme ich dir vollkommen zu . Ein Kind deshalb ein ADHS zu diagnostizieren, ist vollkommen abwegig. Ich frage mich, welcher kompetente Facharzt würde wirklich so eine Diagnose stellen? Kommt das wirklich so häufig vor? Hast du dafür echte Belege gefunden? Eine sichere Diagnose-Stellung ist übrigens bei Kindern erst ab 6 Jahren möglich!

    Modediagnose

    ADHS ist keine Modediagnose. ADHS hat auch in den letzten Jahren keinesfalls zugenommen. Allerdings ist die Wahrnehmung in Medien und Gesellschaft deutlich gestiegen und hat daher zu dem Eindruck geführt,dass ADHS häufiger geworden sei. Dass mehr Diagnosen gestellt werden, liegt daran, dass sich die Möglichkeiten der Diagnostik enorm verbessert haben.

    Hüther und sein “neues” Denkmodell

    Hüter ist nicht der Forschung voraus, sondern hinkt ihr hinterher. Er ist ja 2009 mit seinem “Alm-Projekt” gescheitert. Er zeigt und erklärt neurobiologische Grundlagen im Verhalten von Menschen nicht; er lässt immer offen, welche Verbindung zwischen neurophysiologischer Disposition und konkretem Verhalten bestehen; er knüpft nicht an das umfangreiche Wissen an, das die psychologische und medizinische Wissenschaft in den letzten einhundert Jahren zusammengetragen hat, sondern diskreditiert ihre Erkenntnisse durch Verkürzung, Vereinfachung und Pauschalurteile.

    An dieser Stelle möchte ich dann auch auf Fachleute und Literatur abseits von Hr. Hüther verweisen:

    Blog von Dr. Martin Winkler: https://adhsspektrum.wordpress.com/
    Cordula Neuhaus (beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit Aufmerksamkeits- und Impulskontrollstörungen): http://www.menschen-mit-adhs.de/

    Einige Bücher:

    ADS – das kreative Chaos, Von Walter Beerwerth

    Zwanghaft zerstreut oder Die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein
    Von Edward M. Hallowell, John Ratey

    ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung, Von Cordula Neuhaus

    ADHS – Lebensweg mit Hindernissen herausgegeben von BV-AH e.V.

    Und hier Links zu Selbsthilfegruppen und Vereinen:

    http://www.adhs.info/
    http://tokol.de/index.php/adhs-spektrum-parken-185
    http://www.adhs-anderswelt.de
    http://www.adhs-institut-berlin.de

    • Reply Anna 25. April 2017 at 12:23

      Liebe Carolina,

      wow, vielen Dank für deine zwei sehr langen Kommentare.
      Mein Wunsch war es ins Gespräch zu kommen. Deswegen habe ich betont, dass ich kein Fachmann/frau 😉 bin. Deswegen danke, dass du mir so wertschätzend schreibst. Das ist leider nicht immer der Fall. Vor allem auf FB kamen einige sehr extreme Kommentare/Nachrichten.
      Ich finde es unglaublich wie aufeinander rumgehackt wird. Ich wollte mich einfach auf meine Weise dem Thema nähern und das teile ich hier! Gerald Hüther finde ich gut. Punkt. Aber auch nicht alles, was er sagt!!! Aber er bringt die Kinder in den Fokus und zeigt auf, dass lernen anders funktioniert, wie wir es der Schule bisher tun. Er tut das sehr medienwirksam und erreicht dadurch viele Menschen. Es müsste viel mehr Menschen geben die das tun!! Dann läge vielleicht auch nicht so ein Gewicht auf seiner Person. Meine Dozentin empfohl mir das Buch zu ADHS von ihm und so habe ich das u.a. gelesen. Mir war nicht klar, dass ich damit (mit seinem Namen in Verbindung mit der ADHS Thematik) in ein Wespennest steche. Und ich verstehe durchaus die Einwände.
      Du hast ja auch meinem zweiten Teil gelesen, der auch noch andere Literatur verlinkt, aber ich werde auch hier einiges von deinen Links evtl. ergänzen. Ich wühle mich da später nochmal durch.
      Erstmal danke für deine Worte!! 🙂

  • Reply Bärbel Loenhoff 10. September 2018 at 10:08

    Liebe Anna,

    ich habe Ihren Beitrag mit einer sehr großen Begeisterung gelesen! Ich betreibe selbst eine Heilpraxis, in welcher wir Kinder mit ADHS und auch Eltern helfen, den Alltag zu meistern. Dabei geben wir den Eltern zahlreiche Erzeihungstipps mit an die Hand und stehen mit diesen sowie mit den Lehrern in einem regen Austausch.

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