Held*innen

Fröbel – einer von gestern für den Kindergarten von morgen

2. Juni 2017

Friedrich Fröbel. Er lebte von 1782 – 1852, das ist wirklich schon laaaaange her. Ich wünschte ich könnte in eine kleine Zeitmaschine steigen und ihn einmal treffen. Dieser Mann hatte so gute Gedanken…

Und dann würde ich gerne anschließend eine Reise durch alle Kindergärten dieser Welt machen und dort erzählen, wie Fröbel sich das ursprünglich so gedacht hat. Denn er ist der Begründer des Kindergartens.

Fröbel studierte zuerst naturwissenschaftliche Fächer und wollte ursprünglich Architekt werden. Wurde dann aber Lehrer und lernte dadurch Pestalozzi und seine Pädagogik kennen. Aus familiären Gruden heraus gründet er 1816 eine Schule, man spricht von der ersten reformpädagogischen Schule. 1826 schreibt er ein Buch „Die Menschenerziehung“, indem er die Grundgedanken seiner Haltung und das Konzept seiner Schule beschreibt.

1837 gründete er zuerst einen Spielkreis für die Kinder des Dorfes, um dann 1840 in Bad Blankenburg den ersten Kindergarten der Welt zu gründen.

Eigentlich ging es ihm darum, Eltern in ihrer Beziehung zu ihren Kindern zu stärken. Durch die damaligen Veränderungen des Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftslebens wurden die familiären Strukturen sehr belastet, vor allem die Mutter-Kind-Bindung. Fröbel wollte das Band zwischen Mutter und Kind durch das gemeinsame Spiel wieder knüpfen.

Er war der erste Frühpädagoge/Elementarpädagoge

Er setzte sich fortan mit der frühen Kindheit auseinander und setzte sich für ein einheitliches Bildungskonzept vom Kindergarten bis zur Berufsbildung ein. Fröbel erkannte, dass die frühen Jahre eine sehr entscheidende Zeit darstellen und hier der Grundstein für alles Weitere gelegt wird. Die Erkenntnis war damals wahrlich nicht gängig, man konzentrierte sich zu dieser Zeit auf die schulische Bildung.

Er versuchte nun vor allem die Eltern dafür zu sensibilisieren und ihnen die Wichtigkeit der ersten Jahre bewusst zu machen und half ihnen dabei, ihre Kinder zu unterstützen und zu begleiten. So entwickelte er auch eine Reihe an Mutter, – Spiel- und Koselieder. Die Lieder sind von Fröbel also dazu gedacht, die Mutter in der Beziehung zu ihrem Kind und der Entwicklung seiner Sinne und seinem ganzen Sein zu unterstützen.¹ Viele von ihnen kennt man noch heute. Es geht darum, Kontakt im Alltag herzustellen, sich dem Kind zuzuwenden und gemeinsam Zeit zu verbringen.

Ich finde diese Idee von Fröbel könnte auch heute wieder mehr aufleben: der Kindergarten als ein Ort für Eltern, an dem man sie unterstützt, gute Beziehung zu ihren Kindern zu gestalten. In der Eingewöhnungszeit erlebte ich manchmal Situationen, zwischen Mutter/Vater und Kind, bei denen ich mir wünschen würde, ganz ohne großes Aufsehen, Hilfe anzubieten. Noch schöner wäre es, wenn dies in beide Richtungen geschehen könnte: „Beide, Familie und Kindergarten, sollen sich gegenseitig zur Ergänzung, aber auch zum Spiegel und Muster deinen …!“ Fröbel

Das Spiel als Basis seiner Pädagogik

Fröbel war zuallerallererst das Spiel ganz wichtig.

„Spielen, Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung.“

„Spiel ist das reinste geistigste Erzeugnis des Menschen.“

„Spiel ist nicht Spielerei. Es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung.“

Im Spiel drückt sich das Kind aus und findet zu sich selbst. Außerdem eignet sich das Kind so sie Welt an. Es lernt also im Spiel. Wir brauchen also keine Frühforderung in Form von Bildungsangeboten am Tisch und müssen das Lernen und das Spielen nicht separieren. Fröbel entwickelte im Zusammenhang mit seiner Spieltheorie Spielgaben. Ein systematisch aufeinander aufbauendes Angebot von Materialien, welches in der Reihenfolge sorgfältig durchdacht war. Sehr viele Bau- und Stecksystem Spiele heute, basieren auf Fröbel Spielgaben. Die Grundfiguren waren Kugel, Walze und Würfel. Durch sie lernen Kinder quasi alles 😉 : Raum-, Zahlen-, Zeit- und Bewegungsverhältnisse. Für detaillierte Erklärung und Vorstellung der Spielgaben schaut mal hier nach!

Kreis- und Bewegungsspiele

Auch heute machen wir in unseren Einrichtungen sehr vieles im Kreis. Warum eigentlich? Der Kreis stärkt das Miteinander-verbunden-sein. Wenn es gut läuft, sind beim Kreisspiel alle gemeinsam bei einer Sache, das verbindet und bringt Spaß. Jedes mitspielende Kind erlebt sich als Teil der Gruppe und lernt sich spielerisch in eine Gruppe einzufügen.

Meine Erfahrung bestätigt dies: Kinder, die Probleme haben sich in der Gruppe einzufügen, werden besonders im Morgenkreis unmutig. Sie stören, sind laut und kasperig, oder sind ständig außerhalb des Kreises unterwegs. Sie brauchen eine längere Zeit, den Kreis und das Verbunden-sein anzunehmen und zuzulassen.

Der Garten

Ja, es geht wirklich um einen echten Garten. Für Fröbel war klar, zu jedem Kindergarten gehörte auch ein richtiger Garten, denn der Mensch müsse im Einklang mit der Natur leben. Der Mensch kommt aus der Natur und solle sich nicht gegen die Natur einsetzen, sondern mit ihr übereinstimmen und im Einklang sein. Auch hier wird wieder der Gedanke Fröbels deutlich, das Kind soll sich als Teil des Ganzen sehen und verstehen.

Kinder dürfen Wertschätzung für die Natur entwicklen und Verantwortung für das Gepflanzte übernehmen. Jedes Kind soll ein eigenes Beet zum Bearbeiten haben.

Was für ein wunderschöner Gedanke! Ihr wisst, wie sehr ich auch auf die Natur stehe. Und wenn man keinen Garten besitzt (was am Besten aber Vorgabe für jede Kita sein müsste), dann kann ja jedes Kind einen eigenen Topf mit Planzen haben.

Die Kinder durften bei Fröbel selbst entscheiden, welche Blumen und Pflanzen sie anbauen und auch damit umgehen, wie sie es mochten. So lernten sie sorgsam damit umzugehen.

Ich finde es einfach ein so schönes Bild, viele kleine Gärtner*innen, die tagein tagaus ihre kleinen Beete bemuttern und pflegen.

Der Wert der Kindheit

Den größten Verdienst hat Fröbel meiner Meinung nach aber darin, als einer der Ersten, die Bedürfnisse von Kindern gesehen und ernstgenommen zu haben. Er hat den Wert der Kindheit erkannt. Und dabei noch differenziert: er sah die Wichtigkeit der einzelnen Entwicklungsstufen.

Er forderte ein Teilnehmen und Mitgehen dieser Entwicklungsphasen und vor allem das Wissen darum, denn dies erklärt uns so viel über das Agieren (und manchmal auch nicht-agieren Stichwort Autonomiephase ;)) des Kindes.

Er wünschte sich Ehrfurcht vor der Individualität des einzelnen Kindes. Oh ja! Das wünsche ich mir auch so sehr!

Dabei war immer das Spiel im Vordergrund, welches wir zulassen und unterstützen sollen. „Pflege, nähre es, Mutter, schütze, behüte es, Vater!“ Fröbel

Was ich so toll finde: er war von seiner Idee überzeugt und bildete fortan immer mehr Menschen (zumeist Frauen) aus, die wiederum in „die Welt zogen“ und überall Kindergärten gründeten und seine Gedanken verbreiteten. Ich bin übrigens viel lieber Kindergärtnerin als Erzieherin und denke zu gern an meine beiden Kindergärtnerinnen Jutta und Ulrike, die mir eine wunderbare Zeit im Kindergarten ermöglichten.

Kleine Nebeninfo: Mit der Kindergärtnerin hat Fröbel einen der ersten modernen Frauenberufe begründet. Die Kindergärten fanden schon früh das Interesse der bürgerlichen Frauenbewegung, ihre Aktivistinnen sahen in der Kindergärtnerei eine standesgemäße Möglichkeit für Mädchen und Frauen aus den bürgerlichen Schichten, ihr Recht auf Arbeit und Erwerb zu verwirklichen.² 

Zum Ende noch einige Worte aus seinem Werk, die Menschenerziehung: „Erziehung bedeutet einfühlsam zu sein. Es bedeutet, verstehen zu wollen, was hinter einem bestimmten Verhalten steckt. Erziehung bedeutet also nicht, Vorschriften zu machen, einzugreifen oder zu bestimmen. Jeder Mensch als Teil des Göttlichen möchte etwas beitragen. Das kleine Kind hat bereits alles in sich, alle Kräfte und Anlagen für diesen ganz eigenen Beitrag.“¹

Friedrich Fröbel war kinderwärts unterwegs und reiht sich ein in meine Helden-Gruppe. Über 150 Jahre später können wir noch eine Menge von ihm lernen (zur Not eben auch ohne Zeitmaschine) über den Kindergarten von morgen.


¹ Unglaublich tolle und vielfältige Seite über Fröbel: Friedrich Fröbel Online

² „Klassiker der frühen Kindheit“ Franke-Meyer, Reyer

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